Person Detail

1596
P. Marian (Heinrich Josef) Herzog von Beromünster
Geburtsjahr: 1758  |   Todesjahr: 1828


Professbuch:
Band B, Nr. 462
Kapitel: 12. Professen unter Abt Marian Müller 1773-80.
P. Marian (Heinrich Josef) Herzog von Beromünster
Professjahr: 1775

Professbuchtext:
P. Marian (Heinrich Josef) Herzog von Beromünster. Geboren den 19. Januar 1758 als Sohn des Melchior Rudolf Herzog und der Dorothea Suter. Er studierte in Beromünster, wo sein Vater Stiftsammann war, und kam dann nach Einsiedeln. Profeß 10. September 1775. Priester 16. September, Primiz 28. September 1781.
P. Marian wurde zunächst Lehrer der Rhetorik an der Klosterschule, dann seit 1783 Professor der Moraltheologie. Den 31. August 1785 hielt er eine theologische Disputation ab. Im Herbste dieses Jahres wurde er Bibliothekar. 1787 kam er aushilfsweise nach Freienbach. Den 18. August 1787 ernannte ihn der Abt, der ihn als einen «thätigen, jungen und einsichtsvollen Menschen» bezeichnet, zum Archivar und Brüderinstruktor. Zugleich wurde er den 21. November 1787 Katechet für Groß. 1788 hielt er in Muri die sogen. Jahrzeitpredigt. Den 16. Oktober 1789 bestellte ihn der Abt, als Nachfolger des P. Isidor Moser, zum Pfarrer von Einsiedeln. Abt Beat schrieb bei diesem Anlaß in sein Tagebuch: «Dieser neu erwehlte Pfarr ware freilich noch sehr jung; und da er würklich unser Archiv in eine erwünschte Gestalt zu bringen sich möglichste Mühe gabe, so kostete es mich viele Sorge, diesen anderwehrts hin zustellen. Doch es wollte den Anschein gewünnen, als wäre er von dem Himmel bestimmt; indeme keiner würklich, fast überhaupt tauglicher in der würklichen Lage, dem P. Isidor nachzufolgen, anerkennt wurde. Er hat ein leitbares Temperament, obschon auch diesen zuweilen die Hiz bemeisterte. Er ist ein gelehrter und wohlberedter Mann und diesem fast allein waren die iezigen Umstände der Pfarrei und des Landes am besten bekannt, weilen er nemlich schon einige Zeit in Sessionibus appellationibus gegenwährtig ware, und auch als Catechista auf den Viertlen würklich ein Vorgeschmack von der Pfarrey erhalten hatte. Etwas wunderbar dünkt mich bey diesem 1. jungen Pater, das er nemlich, wie mir es anscheint, immer zufrüh zu seinen schon verschiedenen Beamtungen beruffen. Er ware Professor SS. Theologiae, Bibliothecarius, Archivista, und fast jedesmahl wurde dieser aus Noth gewehlet, und wiederum aus Noth abgeändert»471. P. Marian bemühte sich als Pfarrer besonders um den Bau der Kirche in Euthal, die Abt Beat den 24. August 1792 einweihen konnte, sowie um die Vergrößerung der Kapelle auf Bennau, die am 30. Oktober 1793 neu geweiht wurde. Den 2. Mai 1797 ernannte ihn der Nuntius zum Notarius Apostolicus. Am Pfingstmontag 1795 hielt er bei der Translation der neugefaßten Reliquien des hl. Benignus in Oberägeri die Predigt, während Subprior P. Fintan das Amt hielt. Ebenso bemühte sich P. Marian 1797 um die Neufassung der Reliquien des hl. Sylvanus für Baar und die bei der Übertragung gehaltene Prozession.
P. Marian ist vor allem bekannt geworden durch die Vorgänge, die sich Ende April und anfangs Mai 1798 beim Einbruch der Franzosen auf dem Etzel abspielten. Das Volk von Einsiedeln sah sich, von Schwyz mehr oder weniger sich selber überlassen, ohne Führung, deshalb bewog die Not der ihm Anvertrauten den Pfarrer, sich an ihre Spitze zu stellen. Er rückte am 29. April mit 400 Mann nach den Höfen aus, wo sich die Einsiedler am 30. April tapfer hielten. P. Marian selber hatte an diesem Tage den Landsturm und die vom Brünig her heimkehrenden Truppen abgeholt. Als er mit diesen in die Höfe kam, war der Kampf schon zu Ungunsten der Schwyzer entschieden und die Franzosen rückten vor. Da der Etzel in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai unbesetzt geblieben war, drangen die Einsiedler in ihren Pfarrer, sie dorthin zu führen. Es zogen 800 Mann aus; P. Marian sandte dringend um Verhaltungsmaßregeln und Munition nach Schwyz, blieb aber ohne Antwort. Er vernahm nur von einem Kriegsrat, der am Rothenthurm abgehalten werden sollte. Er verfügte sich uneingeladen dahin. Als er kam, hatte man bereits beschlossen, sich auf die Verteidigungslinie bei Rothenthurm zurückzuziehen. Damit wäre Einsiedeln preisgegeben gewesen. Er verlangte eine Rückgängigmachung des Beschlusses und anerbot sich, den Etzel zu verteidigen, wenn man selber die Schindellegi, Altmatt und Enzenau halten wolle, den Einsiedlern einen erfahrenen Kommandanten und die nötige Munition mit ca. 70-80 Scharfschützen sende. P. Marian kehrte zunächst nach Einsiedeln zurück, wo die Behörden für Kapitulation waren. Auf dem Etzel, wohin P. Marian sich alsdann begab, herrschte größte Unordnung. Nicht nur war weder ein Kommandant, Munition und Scharfschützen erschienen, sondern es kam auch die Kunde, die Schwyzer zögen sich von der Schindellegi zurück. Ein Kampf erschien also aussichtslos. Und so kehrte P. Marian mit den Einsiedlern zurück. An der Schindellegi war unterdessen der Kampf im vollen Gange, als die Kunde kam, daß die Franzosen sowohl von Ägeri her über den St. Jost vorrückten als auch, daß der Etzel von den Einsiedlern verlassen und die Franzosen im Vorrücken dahin begriffen seien; letztere Meldung war indessen unrichtig, denn die Franzosen kamen erst am 3. Mai nach Einsiedeln. Zudem zogen die Einsiedler, sichern Berichten zufolge, erst ab, als die Schwyzer bereits die Schindellegi aufgegeben hatten. Von einem Verrat und dergleichen, wie es P. Marian nach dem Vorgang von Zschockke bis in die neueste Zeit immer wieder vorgeworfen wurde, kann also keine Rede sein. Er selber mußte fliehen, hielt sich aber zunächst noch einige Tage in den Euthaler Bergen auf. Als ein Preis von 200 Louisdor auf seinen Kopf gesetzt wurde, zog er über den Rhein und hielt sich in der Folge meist im Kloster St. Peter zu Bludenz auf, wo er Beichtiger wurde. Bis 1810 blieb er auf diesem Posten, dann wurde er den 10. Juni 1810 Pfarrer von Freienbach. Seit dem 15. Juni 1818 war er ein zweites Mal Pfarrer von Einsiedeln, bis zum 27. Oktober 1826. Hierauf zog er als Beichtiger nach dem Kloster Glattburg, wo er .den 26. November 1828 im Alter von 70 Jahren starb. Sein Grab ist heute noch auf dem dortigen Klosterfriedhof. Sein Porträt befindet sich im Stiftsarchiv Einsiedeln; Kopien davon in der Stiftsbibliothek und im sogen. Lesezimmer472.

Schriften: a) Gedruckte:
1. Eine Komödie 1782.
2. Eine Komödie 1783 lt. Rechnungsbuch der Druckerei.
3. Einsiedlische Chronik 1783. 8 °. 448 Seiten und Register. Im Verein mit P. Fintan Steinegger (s.d.).
4. Chronique D'Einsidlen 1787. 8 °. Die Verfasser waren: P. Mauritius Brodhag, P. Jacobus Briefer, P. Marianus Herzog und P. Fintan Steinegger. A. FB 13.
5. Theses Theologicae Selectae, quas sub auspiciis Illmi ac Celsmi S. R. J. Principis Ad DD. Beati Principalis et Immediati Monrii Eins. Abbatis, Praeside P. Mariano Herzog, ejusdem Monrii Capitulari, ac SS. Theologiae Professore ordinario publice propugnabunt RR. FF. Hieronymus Rigert, Pirminius Pfister, Sebastianus Imfeld et Jacobus Briefer, SS.Theologiae Candidati, ibidem Professi, a. 1785, die 31. Aug. Cum licentia Superiorum. Per Franc. Salesium Benziger. 8 °. 50 S. X 436, 1.
6. Erbauliche Betrachtungen und geistliche Lesungen für acht Tage der hl. Einsamkeit u. s. w. 1785. 8 °. War Mitarbeiter des P.Eberhard Högger (s.d.).
7. Klassenbüchlein 1798 lt. Rechenbuch der Druckerei.
8. Kurzgefasste Beweise, dass die wundervolle Heiligung der einsiedl. Gnadenkapelle durch ihre Zerstörung im Jahre 1798 nicht nur nicht aufgehört habe, sondern dass das feyerliche Andenken dieses Wunders, nachdem die göttliche Mutter diesen ihr von ihrem Sohne selbst geheiligten Tron der Ehre in ihrer hl. Gnadenbildniss im Jahre 1803 wieder bestiegen, mit der nämlichen Andacht und Gottseligkeit, wie vorhin, begangen zu werden verdient. Augsburg, bey Peter Paul Bolling. 1804. 8 °. 28 S.
9. Kurzgefasste Geschichte des uralten Gnadenbildes Maria Einsiedeln, der wundervollen Heiligung der dortigen hl. Kapelle und der berühmten Wallfahrt nach Einsiedeln. Aus den ältesten und bewährtesten Urkunden getreu zusammengezogen, sammt einer kurzen Rechtfertigung der Fortsetzung der göttl. Einweihung, die Engelweihe genant. Von einem wahren Verehrer der Einsiedlischen Gnadenkapelle. Augsburg, bey Peter Paul Bollin. 1806. 8 °. 100 S. A. FB 17.
Kanzel-Rede bey Anlass der alljährlichen Gelübdesfahrt der Stadt Rapperschweil zur göttl. Gnadenmutter nach Einsiedeln zur Auferbauung Löblicher Bürgerschaft abgehallen den 12. Heumonat 1819. Einsiedeln, gedruckt bey Faktor Benziger und Söhne. 1819. 8 °. 32 S. X 512, 5.
11. Kurzgefasste Geschichte der uralten Familie, Stadt und Grafschaft Rapperswill von ihrem Ursprünge bis 1798. Nach bewährten Urkunden und Geschichten. Einsiedeln, gedruckt bey Faktor Benziger und Söhne. 1821. 8 °. 126 Seiten und Register. X 526.
12. Geschichte der Grafen von Toggenburg (zweifelhaft). 8 °. 2 Bogen.
13. Eine Komödie 1782. «Geschichtsfreund», Bd. XVII, S. 122.
14. Einleitung zur Geschichte der Grafschaften Rapperswil, Utznach und der Landschaft March, nebst beigefügter kurzgefasster und genealogischer Geschichte der Grafen von Toggenburg. Einsiedeln, gedruckt bei Faktor Benziger und Söhne. 1826. 8 °. 38 S. Hd 2209, 9. X 526.
15. Kurzgefasste Geschichte des uralten Gnadenbildes, der heiligen Kapelle und des berühmten Wallfahrtsortes Maria-Einsiedeln. Zum Andenken der Einsetzung der heiligen Bildniss Maria-Einsiedeln in dem uralten Stift St. Luci in Chur. Auf das Jahr 1823. Einsiedeln, gedruckt bey Faktor Benziger und Söhne. 1823. 8 °. 100 S. Hc 1140, 5.
16. Kurzgefasste Geschichte etc. (wie Nr. 9 bis Urkunden diplomatisch zusammengezogen). 1804. 12°. 70 S. Hc 1140, 4.
b) Ungedruckte:
1. Tractatus de Sacris Reliquiis Ecclesiae Einsidlensis, sub Abbate Conrado IV. congestus circa annum 1810. 4 °. 252 S. (mit geschichtlichen Bemerkungen). A. TD 36. 8 °. 252 S.
2. Geschichte der Höfe Pfeffikon und Wollerau, der beiden Inseln Lützelau und Ufnau, der Pfarrkirchen Ufnau und Freienbach sammt dazu gehörigen Kapellen etc. 1811. Fol. 153 S. B.A. 8.
3. Urkundliche Geschichte von Alt- und Neurapperswil, S. 1-46, des Hofes Pfeffikon, S. 47-73, und des Hofes Wollerau, S. 79-94. 8 °. 94 S. Stiftsarchiv Einsiedeln, ohne Sign.
4. Kurzgefasste diplomatische Geschichte der Herrschaft St. Gerold und der zwei alten Gemeinden Nüziders im Sonnenbergischen und Schnifis im Jagdbergischen. F. A. 4. Original und Kopie.
5. Politisch-historisches. 1. Abhandlungen von der Zehntpflicht. 2. Die Rechte des schweitzerischen Volkes in seinen Gründen untersucht, wieder seiner ungerechten Antastungen vertheitiget und aus den neuesten Acten erwiesen. 3. Ursprung der konstitutionellen Kirche. 8 °. Unpag. Mscr. ohne Sign.
6. Über die gallikanische Kirche. Ursache der Abgötterei (d.h. französischen Konstitution). 8 °. Unpag. M E.
7. Regalismus. 8 °. Unpag. M E 256.
8. Einfluss der Armen auf die Revolutionen der Völker. 8 °. Unpag. M E 255.
9. Entwicklung der verfänglichen Sprache der heutigen Aufklärung aus den Urquellen hergenohmen, dem edelmüthigen, seiner Väter würdigen Volke der drey Kantone Ury, Schwyz, Unterwalden und seinen rechtschaffenen treuen Brüdern der drey Bünde gewidmet und herausgegeben von M.H. 1801. 8 °. 130 S. M E.
10. Über den Geist der heutigen Philosophie. 1800. (Autogr.) 8°. Unpag. Mscr. ohne Sign.
11. Gründliche Entwicklung und der Erfahrung angemessene Begriffe der Duldung und Tolleranz als der gefährlichsten Triebfeder der Revolutionen und des betrüglichsten Deckmantels der Rebellen und empörenden Sekten. 8 °. Unp. Mscr. obne Sign.
12. Konstitutionelle Kirche in den Erziehungs- und Lehrinstituten und in den Armenanstalten der Aufklärung aus den bewährtesten und vorerwählten Blendtiteln der römisch-katholischen Kirche das hierarchische Ansehen ihres Lehramtes und ihre geistlichen Güter zu rauben, und selbe dem grossen Bunde der Aufklärung einzuverleiben, untersucht in ihrem ersten Ursprung und ihrer Fortsetzung und heutigen Vollendung. 8 °. Unpag. M E.
13. Anfang, Verbreitung und Festsetzung der römischkatholischen Religion in unserm Helvetien. 8 °. 488 S. Mscr. 560 (650).
14. Beschreibung der Völkerschaften des alten und neuen Schweitzerlandes und ihrer Verbündeter. 8 °. 50 S. Mscr. 559 (535).
15. Varia über Schweizergeschichte; dabei Abhandlung über die Neue helvetische Constitution. 1798. 8 °. Unpag. ME 104.
16. Über Aufklärer. 8 °. Unpag. Mscr. ohne Sign.
17. Neuere Geschichte Europas. 8 °. Unpag. ME 157.
18. Geschichte von Beromünster, aus einer alten Handschrift gezogen. 8 °. 68 S. Mscr. 561 (651).
19. Predigten während seiner zweiten Verwaltung der Pfarrei Einsiedeln. 1819-25. I. Pars. Dominicales et festa Domini. 8 °. 413 S. mit Index. II. Pars. Festivale et sanctorale. 8 °. 602 S. Mscr. ohne Sign.
20. 14 Gelegenheitspredigten. 8 °. 167 S. mit Index. Mscr. ohne Sign.
21. Urkundliche Geschichte der Kirchen und Kapellen im Hofe Pfeffikon von P. M. H., weiland Pfarrer in Einsiedeln und Freienbach. Anno 1820. Gr. 8 °. 132 S. und Index. Stiftsarchiv Einsiedeln B. A. 8.

Portraits:

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KAE, Foto 1.0601.1596.0001

KAE, Foto 1.0601.1596.0002

KAE, Glasplatte 04558


KAE, Glasplatte 04570


Letzte Aktualisierung: 03.10.2018 – Impressum
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